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>> GOLDFIEBER <<
Nützliche Ratschläge eines Altmeisters
von Fridel Krapf

Egal wie es genannt wird, Schusshitze, Einfrieren, Scheibenangst, Schussangst, Goldfieber, es ist eine böse Krankheit für den betroffenen Bogenschützen. Sie befällt nicht nur Blankbogner und Recurver, sondern auch Compounder. Meist ist die Ursache in einem falschen zu hohen Zuggewicht zu suchen. Diese hohen Zuggewichte sind nur mit einem ausgewogenen richtigen Krafttraining zu beherrschen. Sind jedoch einmal die Symptome eingetreten, so ist es nicht leicht das Goldfieber wieder abzustellen.

Der Schütze oder die Schützin sind nicht mehr in der Lage in die Mitte der Scheibe zu visieren um mit einer gut aufgebauten Rückenspannung zu einem guten Abschuss zu kommen. Wenn sich die Visiernadel oder das Scope auf die Mitte der Scheibe (Gold) zu bewegt, kommt es, ehe der Mittelpunkt erreicht wurde und man ruhig im Ziel stehen bleibt, zu einem unkontrollierten Abschuss, meist als Reißer. Oder sie stehen mit dem Visier im Ziel und sind nicht mehr in der Lage den Pfeil abzulassen. Es gibt aber auch Schützen, die schon abschießen, wenn sie mit dem Visier auch nur in die Nähe der Scheibe kommen.

Bei Recurve konnte man sich da helfen, indem man einen Klicker montierte und mit dem Kommando dieses Klicks zu einem noch kontrollierten Abschuss zu kommen. Das ist jedoch nicht das ideale Schießen, denn wenn der Klick kommt, wird der Pfeil abgelassen, auch wenn das Visier nicht in der Mitte des Goldes steht. Beim Klickerschießen ist ganz besonders darauf zu achten, dass der Klick durch eine bewusste Erhöhung der Rückenspannung herbeigeführt wird.

Bei Blankbogner ist das schon etwas schwieriger, sie dürfen keinen Klicker montieren und müssen sehen, wie sie dieser Krankheit Herr werden. Bei Compounder wurden auch schon Klicker gesehen, doch das geht nur, wenn sie nicht von der Wand oder aus dem Tal schießen, dass sie noch einen kleinen Zugweg des Pfeils bis zu Abschuss haben. Hier kann man nur einen leichten Magnetklicker verwenden, denn eine Federklicker würde den Pfeil aus der Auflage drücken. Ein Back-Tension würde vielleicht das Problem leichter lösen. Er zwingt dazu in die Scheibenmitte zu halten und aus der Rückenspannung zu einen leider unbewussten Abschuss zu kommen. Die Abzugsspannung des Back - Tension darf nicht zu hart und auch nicht zu weich eingestellt sein. Es muss so eingestellt werden, dass sie nicht Lufthunger bekommen. Der Vorgang vom Stechen des Release bis zum Ablassen sollte in einem Zeitraum von maximal 5 Sekunden abgeschlossen sein. Der Vorteil dieses Release ist, dass auf jeden Fall unter Zug geschossen werden muss und nicht statisch Sie können aber sofort wieder in die Scheibe und in das Gold halten. Dabei ist es unerheblich, ob sie ein drei Finger oder vier Finger Release benutzen. Gut wäre ja, wenn der Zug aus der Rückenspannung käme und nicht vom Bizeps. Das heißt, dass der Abschuss erfolgt, auch wenn sie nicht im Scheibenmittelpunkt sind, wenn die Spannung das Auslösen bewirkt.

Manchmal genügen einige Serien mit dem Back - Tension, um wieder mit dem gewohnten Releases arbeiten zu können. Das hängt mit dem Grad des Goldfiebers zusammen.

Es gibt Wege, um das zu verlieren und wieder zu einem normalen Abschuss, ohne dieses Goldfieber, zu kommen. Dieser Weg ist nicht einfach, sehr dornig und verlangt Ausdauer. Auch wenn man wieder zu einem normalen Abschuss gekommen ist, muss man immer wieder einige Stunden üben.

Unser Bogenprofessor Willi Weitmann, der seinerzeit Trainer im BSSB und DSB war, hat auf Befragen schon in den sechziger Jahren über dieses Problem in seinem breiten alemannischen Dialekt gesagt "Da nimmschte halt e großes Trumm gelbs Papier und schtellscht dich vor die Scheub und wennschte das lang genug gemacht hascht dann gohts weg oder net".

Der Weg um das zu verlieren ist: Nehmen sie eine 122 cm FITA Auflage. Trennen sie aus dieser Auflage das Gold heraus, die Amerikaner nennen das Bull´seye, Stierauge, Ochsenauge oder Scheibenzentrum und geben das in Augenhöhe auf eine Scheibe. Jetzt beginnen sie mit einem Abschusstraining auf 3m. Sie werden feststellen, dass sie sofort ohne die üblichen Krankheiten zu einem sauberen und guten Abschuss kommen werden. Das ist für alle Bogenarten, Blank, Recurve, Compound und Langbogen der Fall. Lassen sie sich nicht täuschen und denken sie nicht, dass nun alles wieder in Ordnung ist. Machen sie ein Exempel und prüfen das, gehen sie wieder auf eine normale Distanz und versuchen sie auf eine normale Auflage auf irgend einer Entfernung zu schießen. Sie werden feststellen, dass die alte Leier wieder anfängt.

Sie werden sehr viel Zeit investieren müssen um wieder ohne Schusszwang und Schussangst einen guten Abschuss zu erreichen. Wie gesagt beginnen sie mit der Übung 3 m vor der Scheibe und das machen sie 2 Tage lang. Es kommt auf die Zeit an, die sie zur Verfügung haben. Doch unter 60 Pfeile sollten sie nicht vom Platz gehen. Sie werden feststellen, dass sich die Scheibenangst und Schusshitze verliert. Wenn sie jetzt versuchen die Konzentration von der gelben Scheibe auf ihren Abschuss zu legen, dass sie die einzelnen Schritte des Ablaufs sich vorbeten, so haben sie fast gewonnen. Autogenes Training. Es geht darum die Konzentration von der gelben Farbe und der Scheibenmitte zu lösen und auf den Ablauf des Schießens zu bringen. Das sollte der Grundtenor Ihrer Übung sein. Gelingt ihnen das nicht so können sie nicht damit rechnen, dass sie wieder wie in alten Tagen sauber schießen.

Nach den zwei Tagen mit dieser Übung gehen sie auf 6m und beginnen die selbe Prozedur von vorne. Das setzen sie alle zwei Tag fort, bis sie auf 30m angelangt sind und die Ruhe und Einstellung zum Schießen wieder gefunden haben. Es ist sinnlos in dieser Zeit Turniere oder ein Training auf Entfernungen zu absolvieren. Die Krankheit hat sie noch immer in den Krallen und sie werden nur um viel Zeit wieder zurückgeworfen.

Haben sie nach ca. 20 Tagen die 30m erreicht, so nehmen sie eine 80cm Auflage und schneiden sich das Gold heraus und beginnen wieder die selbe Prozedur von 3m bis 30m in jeweils 2 Tagesschritten mit sehr vielen, sehr konzentriert geschossenen Pfeilen. Wie schon einmal gesagt, ist es wichtig in diesem Zeitraum die Konzentration vom Gold auf den Schießablauf zu bringen. Je nachdem wie hoch der Grad der Schussangst oder Ihre Konzentrationsfähigkeit bei ihnen ist, verliert sich das in dieser Zeit oder sie müssen noch länger nach diesem System arbeiten. Das heißt, dass sie das Gelbe aus der 60 cm und 40 cm Auflage ausschneiden müssen um die Prozedur immer wieder von vorne zu beginnen. Es ist natürlich, dass sie auf den beiden kleinen Auflagen nicht bis 30 m gehen können sondern nur bis zu den entsprechenden Weiten von 25 und 18m

Für immer werden sie dieses Goldfieber nicht verlieren, es sei denn sie erwischen das Goldfieber im Anfangsstadium aber meistens erkennt man nicht die Symptome. Es ist ein Blockieren der Denkfähigkeit, die zu der Schussangst oder dem Goldfieber führen.

Haben sie mit Erfolg diese Prozedur überstanden und können wieder das Visier in die Scheibenmitte halten und einen guten Abschuss bewerkstelligen, so seien sie sicher, dass die Schussangst irgendeinmal wieder an die Türe klopft. Bauen sie daher fest in ihr Trainingsprogramm das Schießen auf den Scheibenmittelpunkt gelb aus ganz naher Entfernung ein. Damit werden sie der Situation Herr werden.

Für ihr Bemühen, diese teuflische Krankheit der Bogenschützen zu beherrschen wünsche ich ihnen viel Glück und Erfolg und wieder viel Freude am Schießen mit dem Krummholz.

Herzlichst Fridel Krapf

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